In „Acts of Politeness“ spielen und interagieren zwei Mensch-Tier-Figuren mit westlichen Höflichkeitsformen und instinktiven Tierbewegungen. Zwischen diesen Polen entwickelt sich eine nicht-lineare Performance, welche die Normalität des Alltags, die Absurdität des klassischen Cartoons und die Gefahr der (Un)Bekannten Natur erzählt. Was passiert, wenn sich Tiere Handlungen der Etikette aneignen? Wenn also Überlebensstrategien und Strategien des höflichen Verhaltens aufeinandertreffen?
Mit spielerischem Humor und wiederkehrender Unheimlichkeit agieren die Performer mit Tiermasken auf der Bühne. Sie adaptieren und brechen mit klassischen Prinzipien des Maskenspiels, genauso wie vorherrschenden Regeln des Zeitgenössischen Tanzes und gängigen Vorstellungen von Performance in der Bildenden Kunst.
Den Zuschauenden eröffnet sich ein Wahrnehmungsspiel: Denn die Figuren vermitteln nicht nur optisch, dass ihnen mehrere Zustände gleichzeitig innewohnen. Ihr Repertoire speist sich aus der menschlichen Intuition und der ihrer evolutionsgeschichtlichen Vorfahren. Sie sind Tier UND Mensch und nicht ODER.
ÜBER EL CUCO PROJEKT
El Cuco Projekt wurde 2015 in Köln gegründet und ist mit „Serving Suggestion“ für den Fritz-Wortelmann-Preis 2015 vom Deutschen Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst nominiert worden. Es wurde zum SoloDuo Wettbewerb 2015 und zur Endrunde des Festivals in Budapest eingeladen. Sein erstes abendfüllendes Stück “Acts of Politeness” ist eingeladen bei Barnes Crossing in Köln, dem ZEITZEUG_ Festival in Bochum und der Schaubude Berlin.
El Cuco Projekt agiert am Knotenpunkt von Bildender Kunst und Choreographie und der kreativen Verflechtung dieser Kunstformen. Ausgangs- und Mittelpunkt des gemeinsamen ästhetischen Schaffens ist das Spiel mit Masken. Dabei fasziniert die Gleichzeitigkeit von Belebung der Maske und Verdinglichung der Gesamtgestalt: die menschlichen Körper generieren mit Masken, Charaktere, welche das Potential einer Figur, Skulptur, Malerei und Cartoon, innehaben.
El Cuco Projekt intensiviert das Wahrnehmungsspiel des Publikums, dadurch das ihre Masken, die einer Wildkatze (seltene Andenkatze aus Südamerika) und eines KookaBurra Vogels (australischer Nationalvogel), übertrieben naturalistisch gestaltet sind. Statt mit der bekannten Repräsentation des Tieres zu spielen, geben ihre Masken den Anschein eines tatsächlichen Tierkopfes. Ihre Bilder entstehen nicht in dem Moment der Performance auf der Bühne: Die visuelle Suche beginnt beim Modellieren und Bauen der Masken und zieht sich fort in eine eigenwillige Spielweise, die klassische Regeln des Maskenspiels, genauso wie vorherrschende Regeln des Zeitgenössischen Tanzes und gängige Vorstellungen von Performance in der Bildenden Kunst adaptiert und bricht.
Einen Mitschnitt in voller Länge gibt es (mit Passwort!) auf vimeo unter 174400438.
BIOGRAPHIEN BETEILIGTER KÜNSTLER_INNEN
SONIA FRANKEN schloss ihre Studien an der Rotterdamer Hochschule für Tanz (Bachelor of Arts, Codarts, 2003) und an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz (Master of Arts, Zentrum für Zeitgenössischen Tanz, 2013) ab. Sie arbeitet mit dem Kollektiv Bauchladen Monopol an Performances und Interventionen im Öffentlichen Raum. Seit 2007 ist sie Mitglied bei Barnes Crossing. Als Tanzdramaturgin und Tanzwissenschaftlerin begleitet sie seit 2010 verschiedene Produktionsprozesse, darunter 2010 bis 2014 jeweils 4-6 Kurzchoreographien des jährlichen MAD Festivals.
GONZALO BARAHONA forscht als Bildender Künstler an der Verbindung von Naturwissenschaften und Bildende Kunst. Er schloss seine Studien in Santiago de Chile (Diplom Bildende Kunst, 2004), und in Hamburg (Master of Arts, Film/ Animation, 2012) ab. Derzeit promoviert er an der HFBK-Hamburg als Stipendiat der Forschung und Wissenschafts-Kommission der Chilenischen Regierung zur „Darstellung des Physikalisches Vakuums in der Bildenden Kunst“. Er arbeitet mit Malerei, Skulptur, Animation und Bühnenbild und agiert seit 2014 auch als Performer auf der Bühne.
http://www.gonzalobarahona.wordpress.com
Komposition:
Javier Barahona Uribe lebt und arbeitet in Santiago de Chile. Er studierte an der Hochschule für Moderne Musik in Santiago und arbeitet als Musiker und Produzent für renommierte Big Bands, Orchester, Film und Fernsehen, wie zum Beispiel Rumberos del 900, Media Banda und Tonino Carotone. Er ist der Gewinner des Bass-Solo Wettbewerbs Santiago 2003.
Credits:
Choreographie, Performance und Maske: Sonia Franken & Gonzalo Barahona
Komposition: Javier Barahona Uribe
Video/ Trailer: Julia Franken
Künstlerische Beratung: Barbara Fuchs, Neville Tranter, Carla Jordao, Marcelo Omine, Benedetta Reuter
Premiere:
Fr 24. Juni 2016 bei Barnes Crossing, Köln
Presselink: “Unter der Oberfläche liegen die Masken” FIDENA PORTAL, von Nele Beckmann
Zwischen Balztanz und Überlebenskampf: Das Performance-Duo El Cuco präsentierte dieses Wochenende im Barnes Crossing eine Mischung aus Maskenspiel und zeitgenössischem Tanz, Bewegungskunst und Gesellschaftsstudie. In “Acts of Politeness” begegnen sich zwei Mensch-Tier-Figuren, nähern sich – wie geleitet von ihren natürlichen Trieben – an, agieren dabei im Rahmen westlicher Umgangsformen und legen so unsere animalischen Ursprünge in einer bis aufs höchste konventionalisierten Welt offen. So arbeiten sie an gleich mehreren Knotenpunkten – denen von bildender Kunst und Tanz und von Instinkt und Institution… (mehr)